Do04Sep20:30Selma Mahlknecht "Schaukler"Buchpräsentation
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Hundert Jahre Geschichte, kunstvoll verknüpft mit den tausend Jahre alten Fresken von St. Prokulus, spannend und unterhaltsam erzählt. Selma Mahlknecht, die bereits
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Hundert Jahre Geschichte, kunstvoll verknüpft mit den tausend Jahre alten Fresken von St. Prokulus, spannend und unterhaltsam erzählt.
Selma Mahlknecht, die bereits für „Helena“ den Sir-Walter-Scott-Preis für den besten deutschsprachigen historischen Roman erhielt, legt nun einen zweiten großen historischen Roman vor. Darin zeichnet sie die Umbrüche, Entwicklungen und Transformationen der vergangenen hundert Jahre in Mitteleuropa nach, und zwar am Beispiel von Südtirol. Der Roman beginnt bei den Folgen des Ersten Weltkriegs und schreitet voran zu Faschismus, Nationalsozialismus und Kaltem Krieg bis in die Gegenwart einer erneut geteilten Welt.
Hans, die Hauptfigur, ist ein uneheliches Kind, im Dorf als Krüppel und Schandbub verschrien. Geboren nach der Annexion Südtirols durch Italien 1919, muss er mitansehen, wie Freunde zum Krieg einrücken, die italienischen Faschisten und Nazi-Bonzen die Bevölkerung terrorisieren und seine Mutter einen von ihnen heiratet. Doch Hans, der Dekorationsmaler wird, erlebt auch, wie sich das Dorf nach 1945 wandelt, wächst und weltoffener wird. Trotzdem kann auch der durch den Tourismus gestiegene Wohlstand die Ungleichheit nicht beseitigen.
Mahlknecht gelingt es in nüchterner und präziser Sprache, die große internationale Geschichte unter dem Brennglas eines kleinen Dorfes in Südtirol spannend und unterhaltsam nachzuzeichnen. Durch die Augen des Dekorationsmalers Hans, der immer wieder Zuflucht bei den weltberühmten Fresken von St. Prokulus im Dorf Naturns findet, werden die Gedanken und Gefühle der kleinen Leute sichtbar, die mit ihren Handlungen die lokale Geschichte mitprägen.
Die Dramaturgie der erst 1923 wiederentdeckten Fresken mit Kühen, Engeln, Heiligen und dem rätselhaften Motiv des Schauklers ist als Grundstruktur in den Roman eingewebt: Hans, empfindet sich als Kind jenseits der Herde, findet neue Leitfiguren und Freunde. Als junger Mann erlebt er die Heilsversprechen der Nachkriegszeit. Im reifen Alter muss er Abschied nehmen und erkennt sich selbst als den Schaukler im Fresko – bereit zum Absprung.
Die zeitlosen Motive der Fresken werden zu Symbolen des menschlichen Lebens, das den Wirren der Geschichte unterworfen ist – damals wie heute.
„Selma Mahlknecht zeichnet einen mühsamen Aufstieg, flankiert von Brüchen und Abgründen – feinfühlig und ironisch, bitter und brillant erzählt.“
Hans Heiss, Historiker
Eintritt frei.
Zeit
04.09.2025 20:30
Ort
Saal Roseg, Hotel Laudinella